Auf den Spuren der Apostel durch Kappadokien

13. November 2011

November 2011
11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18.
Bilder vergrößern
Heute hieß es wieder früh aufstehen, denn es lag eine lange Strecke vor uns. Von unserem Ort Kisilagac bis zu dem neuen Ziel, dem Hotel Suhan Cappedocia in Avanos, waren es 468 km.
Sobald wir den Fuß des Taurus-Gebirges erreicht hatten, führte die Straße in Serpentinen schnell zum höchsten Punkt unserer Fahrt, dem Pass Badelimi. Er liegt auf einer Höhe von 1800m. Hier oben lag die Temperatur unter 0 Grad. Es hatte sich eine dünne Schneeschicht über die Bäume und Felsen gelegt, die moderne mehrspurige Straße war trocken, dennoch war die Fahrt für unseren Fahrer Murat anstrengend. Er fuhr sehr ruhig und lenkte den Bus souverän durch die zum Teil engen Kurven.
Etwas sanfter führt die Straße hinab auf die anatolische Hochebene. Wir erreichen Konya, die ehemalige Hauptstadt des Seldschuken-Reiches. Hier gründete vor mehr als 800 Jahren der Dichter und Mystiker Dschalal ad-Din Rumi den Sufi-Orden, den Orden der tanzenden Derwische. Er ist unter seinem Ehrennamen Mevlana (unser Vorbild) bekannt geworden.
Ayse, unsere Reiseleiterin, versuchte uns die Weisheiten des großen islamischen Philosophen, der zu den wichtigsten Vertretern der orientalischen Literatur zählt, näher zu bringen. Mir im Gedächtnis geblieben ist "Unkraut wächst in zwei Monaten, eine rote Rose braucht dafür ein ganzes Jahr" - einer der bekannten Sinnsprüche Mevlanas.
Schon bevor wir die Anlage erreichten, sahen wir den türkisfarbenen Turm. Die Klosteranlage liegt in einem Garten, der leider im November nur wenig von seiner sommerlichen Pracht erahnen lässt. Im Hof zwischen dem Mausoleum und den Zellen der Derwische steht der schöne Waschbrunnen. Eine Küche befindet sich in der Südwestecke des Museums. Vor der Umwandlung des Klosters in ein Museum (1926) wurden hier die Speisen für die Mönche zubereitet. Auf der West- und Nordseite wird der Platz von der ehemaligen Unterkunft der Derwische begrenzt. Jede der 17 Zellen ist mit einer kleinen Kuppel und einem Schornstein versehen. Der Trakt war leider wegen Renovierungsarbeiten gesperrt.
Wir hatten genug anderes zu schauen. Die vielen muslimischen Besucher betrachten das heutige Museum noch immer als Wallfahrtsort. Das Mausoleum darf nur ohne Schuhe betreten werden, wir Touristen müssen uns Kunstoffschuhe überstreifen, ehe wir die prächtig geschmückten Räume durch eine große Tür betreten dürfen.
Im Halbdunkel hinter hohen Absperrungen liegen die Särge. Sie sind mit gold- und silberbestickten Decken belegt. Auf den Särgen der Derwische stehen ihre hohen Hüte. Am prächtigsten sind die Särge unter der grünen Kuppel, hier befinden sich die Gräber von Mevlana und seinem Sohn Sultan Veled. Aufgefallen war mir die fein gearbeitete hölzerne Grabschutzplatte, sie bedeckt den Sarkophag des Vaters von Mevlana.
In den anderen Räumen des Museums stehen Vitrinen mit kostbaren Handschriften, darunter der kleinste Koran der Welt. An den Wänden hängen die typischen Instrumente der Sema-Musik und wertvolle alte Teppiche. Das Zentrum bildet eine kleine Vitrine, in der ein Kästchen steht, in dem ein Barthaar des Propheten Mohammed aufbewahrt wird.
Nach unserem Mittagsbuffet fuhren wir weiter. In der Ferne sahen wir den verschneiten Vulkan Hasan Dagi, er ist 3268 m hoch und fast von jedem Punkt der zu dieser Zeit trostlosen anatolischen Hochebene zu sehen.
Ehe wir unser Hotel erreichten, besichtigten wir noch eine der vielen unterirdischen Städte Kappadokiens: Serhatli.
Gebückt gingen wir durch enge Gänge, die sich immer wieder zu größeren Räumen erweitern. Die Stadt erstreckt sich über mehrere Stockwerke, wir stiegen Treppen hinab in die Tiefe und waren verblüfft über das ausgeklügelte Lüftungssystem. Trotz der Enge und der vielen Menschen gab es keine Probleme beim Atmen. Zum Schutz gegen Feinde sind die Gänge so eng, dass die Bewohner sie mit sogenannten Rollsteinen, ähnlich unseren Mühlsteinen, verschließen konnten. Wir aber waren froh über eine Leiter wieder ins Freie zu steigen.
Inzwischen war es dunkel geworden. Der Eingang zu unserem Hotel Suhan Cappadocia ist sehr elegant und das Hotel sehr neu. Erst am nächsten Tag stellten wir fest, dass es noch nicht ganz fertig war. Die Terrassen an der großen Poolanlage hatten noch keine gefliesten Böden, aber wir hatten weder Zeit noch das richtige Wetter, von dort aus den Blick auf den "Roten Fluss" zu genießen. Es war bitterkalt, so dass wir kurzzeitig die Heizung in unserem Zimmer hochdrehen mussten.