22   23   24   25   26   27   28   29   30   31      01   02   03   04   05  
24. August 2010

Um 7:30 Uhr legte die "Primadonna" wieder in Oltenita an. Von hier aus startete unsere Besichtigungsfahrt nach Bukarest. Die Fahrt war durch unseren netten Reiseleiter kurzweilig. Er erzählte viel über Rumäniens Geschichte. Vor allem von der Revolution 1989 gegen den Diktator Ceausescu und seine noch mehr gehasste Frau. Beide hatten kaum nennenswerte Schulbildung und sind doch zu intoleranten und brutalen Diktatoren aufgestiegen. Die Altstadt von Bukarest haben sie für ihre größenwahnsinnigen Projekte zerstört und an ihrer Stelle protzige Bauten und breite Boulevards errichtet.
Das Parlamentsgebäude, ein Bau von gewaltiger Größe, haben wir als erstes besichtigt. Betreten durften wir es nur unter strengsten Sicherheitsmaßnahmen. Unser Pass wurde gegen ein Umhängekärtchen einbehalten. Wir mussten durch eine Sicherheitsschleuse, ehe wir die beeindruckende Freitreppe hinauf gingen. 20.000 Arbeiter und 700 Architekten sollen den Parlamentspalast bei Tag- und Nachtarbeit in kürzester Zeit auf dem höchsten der sieben Hügel Bukarests errichtet haben. Dennoch hat der Diktator die Fertigstellung des Hauses nicht mehr erlebt. Nie konnte er eine seiner Reden von dem großen Balkon aus halten. Von hier aus hätte sein Blick hinweg über versammelte Menschenmengen entlang der 3,5 km langen Prachtstraße mit den 14 Brunnen für die einzelnen Provinzen Rumäniens und dem letzten, größten für die Stadt Bukarest schweifen können. Der Prunk der 200 Säle, von denen wir nur drei gesehen haben, ist unbeschreiblich.
Die kräftigen hohen Marmorsäulen, die die mit Stuck und Gold überladenen Decken tragen, die hohen Türen mit üppiger Holzschnitzerei, die schweren Kristallleuchter und die riesigen Teppiche auf den kunstvoll verlegten Marmorböden ließen uns Besucher winzig erscheinen. Unvorstellbare Mengen an Geld sind in den Bau dieses Palastes geflossen, während die Bevölkerung hungerte. Ich muss zugeben, das Parlamentsgebäude ist beeindruckend, schön aber ist es nicht. Viel zu viele historische Gebäude mussten dieser Irrsinnsidee weichen.
Die Erhaltung und Pflege des Palastes kostet den rumänischen Staat noch heute viel Geld, sichtbar gespart wird bei den vielen Glühlampen an den Kristallleuchten - alle sind mit hässlichen Sparlampen bestückt.
Fast hätte der Wahn Ceausescus auch die Kirche des Patriarchen von Rumänien getroffen. Sie wurde unter der türkischen Besatzung gebaut. In der Zeit durften keine Kirchen mit Glockentürmen errichtet werden, so wurde nach der Befreiung ein allein stehender Glockenturm aus Backstein gebaut. Eben dieses Gebäude wollten die Ceausescus als Mausoleum haben und drohten dem Patriarchen, seine Kirchen zu zerstören, wenn er seine Einwilligung verweigere. Dazu kam es nicht mehr, das Regime zerbrach.
So durften wir den Hügel zu dem wichtigsten Gotteshaus der rumänischen orthodoxen Kirche hinaufsteigen. Die weiße Kirche mit den silbernen Kuppeln ist von außen schlicht anzusehen, aber schon der Eingangsbereich ist farbenprächtig ausgemalt. Mir ist es immer etwas unangenehm, eine Kirche zu besichtigen, in der gebetet wird, aber unser Reiseleiter meinte, dass das normal sei.
Die Kirche ist typisch für alle orthodoxen Kirchen, überall wird man von funkelndem Gold geblendet. Es gibt keine freie Wand, von allen Seiten beobachten Bilder und Ikonen der Heiligen die Gläubigen, die sich bei ihrer Andacht auch von uns nicht stören ließen.
Es war herrlich kühl in der Kirche, ich war froh, dass ich auf der Schattenseite der Straße hinab zum Bus gehen konnte, denn das Thermometer an einer Apotheke zeigte 31 Grad. Gern wäre ich noch ein wenig in der Stadt herumgelaufen, aber erstens fehlte die Zeit und zweitens war ich froh, im klimatisieren Bus durch die Stadt kutschiert zu werden.
Wir wurden nun auch durch Straßen gefahren, die dem Gigantismus des Diktators nicht zum Opfer gefallen sind. Vorbei an der Universität, dem alten Königsschloss und der modernen Kuppel des Messegeländes erreichten wir schließlich das in einem großen Park gelegene Freilichtmuseum. Hier wurden alte Häuser und Kirchen aus allen Teilen Rumäniens wieder aufgebaut. So konnten wir in angenehm schattiger Umgebung innerhalb einer Stunde traditionelle Bauten aus allen rumänischen Provinzen anschauen. Besonders schön waren die Malereien in einer der hübschen Holzkirchen.
Mein Eindruck von der Stadt ist zwiespältig, richtig schön ist sie nicht, aber wenn die übrig gebliebenen alten Häuser wieder restauriert sind, ist die Innenstadt sicher wieder nett. Wenn ich alles andere von Bukarest vergesse, so werden mir die in der ganzen Stadt herumhängenden Kommunikationskabel in Erinnerung bleiben. Von einem Mast zum nächsten laufen Kabel ungebündelt über Straßen und Plätze. Noch nicht weiter geführte Leitungen hängen aufgerollt an den Masten.