22   23   24   25   26   27   28   29   30   31      01   02   03   04   05  
26. August 2010

Um 8:00 Uhr machte die "Primadonna" am Ponton in Vidin fest. Vidin ist eine kleine Stadt in Bulgarien. Wir hatten keine Zeit, uns den Ort näher zu betrachten, denn unser Ausflug startete pünktlich um 8:30 Uhr.
Ich hatte wieder den Platz auf der vordersten Reihe erwischt, so genoss ich auf der Fahrt nach Belogradtschik den schönen Blick über die Weite des Donautals. Hier konnten die Sonnenblumen auf den bis zum Horizont reichenden Feldern noch nicht geerntet werden. Zwar waren die strahlend gelben Köpfe schon verblüht, dennoch hatte ich den Eindruck eines wogenden gelben Meeres, es waren die allmählich vertrocknenden Blätter, die gerade diese Färbung angenommen hatten.
Wir sahen auf der Fahrt keine Dörfer mit Bauernhäusern, nur einige kleinere Städtchen. Dort wohnen Grundbesitzer und Pächter. Sie haben Kooperativen gegründet und bearbeiten die riesigen Felder gemeinsam, so jedenfalls erklärte es uns unsere hervorragend deutsch sprechende Reiseleiterin Zanka. Zanka war ein Wunder der Redekunst, es gab auf der ganzen Fahrt keine Minute, in der sie nichts Interessantes erzählte.
Allmählich näherten wir uns dem Balkangebirge, die Straße führte bergan, wir fuhren durch die ersten Kurven und die weiten Felder waren dem Wald gewichen. Ab und zu konnten wir zwischen den Bäumen einen kurzen Blick zu den roten Felsen von Belogradschick erhaschen.
Von der Terrasse des eleganten Hotels, in dem wir eine Trink- und Toilettenpause einlegten, bot sich uns dann der erste fantastische Blick auf die bizarren Felsformationen. Das weiche Gestein wurde durch Wind und Regen zu ungewöhnlichen Figuren geformt.
Unter Einbeziehung dieser Naturwunder entstand eine uneinnehmbare Festung. Am Eingang ist die Verteidigungsanlage, wie jede andere mit Mauern umgeben. Erst als wir die ersten beiden Tore durchschritten hatten, sahen wir auf die Felsgruppe. Nur bei intensivem Betrachten entdeckten wir die eingezogenen Mauern und die steilen Stufen, die in drei Absätzen auf den höchsten Punkt der Anlage führen.
Fast hätten wir keine Genehmigung zur Besichtigung bekommen, denn eine Filmgesellschaft drehte in der gesamten Anlage einen Spielfilm und hatte einige Umbauten vorgenommen. Es waren Wachtürme errichtet worden, eine Jurte stand auf dem ersten Plateau und viele Requisiten lagen herum. Etwas höher hatte man ein kleines Kirchlein gezimmert und dekorativ ausgemalt.
Über Steintreppen und Metallstiegen gingen wir bis ganz nach oben. Wir mussten sehr auf den Weg achten, denn der Aufstieg war nicht nur anstrengend, sondern auch gefährlich. Die Natursteinstufen waren sehr glatt und uneben. Aber der unbeschreiblich schöne Blick über das Donautal auf der einen Seite und den Felsen und Bergen auf der anderen entschädigte für alle Mühen. Ich denke, unsere Zanka war sehr glücklich, als alle wieder unbeschadet unten ankamen.
Auf dem Weg zum Schiff waren alle ein wenig müde und sogar Zankas Redefluss war verstummt.
Auf der kleinen Rundfahrt durch Vidin, der ehemaligen Hauptstadt des Bulgarenreiches, zeigte uns Zanka die Moschee, die Ruine der alten Synagoge und die orthodoxe Kirche. Sie sprach von dem toleranten Nebeneinander der verschiedenen Religionen in der Stadt.
Nach dem Mittagessen auf dem Schiff hatten wir bis 18:30 Uhr Zeit, uns Vidin anzusehen. Nach etwa 15 Minuten Fußweg hatte ich den Markt erreicht. Es ist kein touristischer Markt, sondern ein Markt, auf dem alles angeboten wird, was gebraucht wird: Kochtöpfe, Autoreifen und Ersatzteile, Kleidung, Schuhe, Taschen, Strümpfe, Unterwäsche, Gemüse und Obst - also einfach alles. Im Zentrum gibt es eine überdachte offene Halle mit Obst und Gemüse. Rundum die kleinen Gässchen verteilen sich die anderen Stände. Ich wollte nach einer neuen Bauchtasche für meine Kamera schauen und wurde fündig. Es ist keine Ledertasche, aber sie macht einen brauchbaren Eindruck. Nachdem ich sie für 3 € erstanden hatte, verließ ich nun den Markt mit zwei Taschen um den Bauch.
Ich wollte noch die westlichste bulgarische Burg an der Donau besichtigen und machte mich auf der schattigen Promenade parallel zum Fluss auf den Weg. Ich wäre auf halbem Wege umgekehrt, hätte ich nicht meine Tischnachbarn getroffen.
So erreichten wir gemeinsam die wehrhafte Anlage über einem belebten Badestrand. Es war sehr heiß, und ich sah voller Neid auf die Schwimmenden. Wir schauten kurz in die Festung Bidin, an der die Römer, die Bulgaren, die Ungarn und die Türken gebaut hatten. Dann machten wir uns auf dem Rückweg. In einer der vielen Gartenwirtschaften genehmigten wir uns ein Bier und eine Cola. Bezahlt haben wir mit einem 5 Euroschein. Das Restgeld bekamen wir in Lei. So konnte ich mir noch eine Cola leisten und ein reichliches Trinkgeld hinterlassen.
Wieder am Schiff war ich froh, die Beine hochlegen zu können und bis zum Abendessen meine E-Mail anzusehen und dann nur noch zu relaxen.