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28. August 2010

Heute Nacht waren wir in die Save eingelaufen, dort ist der Hafen für die Kreuzfahrtschiffe in Belgrad. Er liegt direkt unterhalb des Stadtzentrums. Ich hätte Belgrad auch allein entdecken können, aber ich hatte das Ausflugspaket gebucht und musste mich beeilen, denn um 8:30 Uhr begann die Stadtrundfahrt.
Als erstes ging es zur Festung Kalemegdan. Sie liegt auf einem Hügel an der Mündung der Save. Schon von weitem ist der weiße Turm zu sehen. Er steht über dem Eingangstor der Festung. Innerhalb der Mauern ist ein gepflegter Park angelegt. Heute wird die große Fläche hinter den Mauern für Sport- und Tennisplätze genutzt. Wir gingen durch den Park, vorbei an einem kleinen runden Mausoleum eines türkischen Paschas auf die Spitze der Anlage. Hier wurde mir die strategische Lage Belgrads bewusst, denn ich konnte weit über das Mündungsgebiet der Save und über die Donau schauen. Kein Schiff, das hier entlang fuhr, hätte ich übersehen. Da die Save die Grenze zwischen dem Habsburgischen und dem Osmanischen Reich war, kam Belgrad in der Geschichte eine Schlüsselrolle bei der Verbindung zwischen Europa und dem Orient zu.
In meiner Vorstellung war Belgrad eine wenig reizvolle Stadt, nach unserer Stadtrundfahrt und dem Aufenthalt in der Innenstadt musste ich meine Meinung ändern. Gerne wäre ich länger zu Fuß herumgewandert, denn es gibt prächtige alte Häuser. Restaurants und Straßencafés sind auch am Morgen schon gut besucht. Die ehemaligen königlichen Schlösser in der Innenstadt beherbergen heute Regierungsstellen, bemerkenswert sind die gut gepflegten schönen Gartenanlagen vor den Gebäuden.
Stolz wurden wir zu der Kirche des Heiligen Sava geführt. Es soll eine der größten orthodoxen Kirchen der Welt sein. Sie steht erhöht, der weiße Marmor der Fassade strahlt ebenso wie die goldenen Kuppeln. Wir sind um 12 Uhr vor der Kathedrale, als die Glocken zu läuten beginnen, erst die kleineren, dann die großen. Der ganze Platz scheint zu beben, so laut ist das Geläut.
Innen ist noch viel zu tun, erst der kleinere Teil der Kirche ist fertig gestellt. Es fehlt die Bemalung der großen Kuppel und die von 3 Seiten des inneren Kreuzes. Noch sahen wir nichts als rohen Beton und den Beginn von filigranen Stuckarbeiten, die irgendwann alle Säulen der Kirche schmücken sollen. Der Bau der Kirche wurde 1935 begonnen, dann unterbrochen und erst im Jahr 2000 wieder aufgenommen.
Am Nachmittag hätte ich Zeit gehabt, noch einmal in die Stadt zu gehen, aber ich zog es vor, über die Brücke nahe dem Anlieger auf der anderen Saveseite bis an die Donau zu laufen. Die schattige Uferpromenade führt an vielen Restaurant- und Discothekenschiffen vorbei. Im angrenzenden Park genossen viele Belgrader mit ihren Kindern den angenehm warmen Nachmittag.
Schließlich hatte ich noch Lust, in ein großes Einkaufszentrum zu schauen, um mir eine Vorstellung von den Preisen zu machen. Schließlich haben wir von unserer Reiseführerin erfahren, dass der durchschnittliche Verdienst zwischen 300 und 500 Euro liegt. In dem Einkaufszentrum waren alle Läden vertreten, die ich auch aus Deutschland kenne. Die Preise lagen vielleicht ein ganz klein bisschen niedriger, aber im Verhältnis zum Einkommen schienen mir die Waren unerschwinglich. Dennoch wurde von den überwiegend jungen Leuten viel gekauft.
Zwar lag unser Schiff fast bis Mitternacht in Belgrad, aber nach dem Abendessen hatte ich keine Lust, allein in die Stadt zu gehen.