7. April 2011

Tatsächlich wurde ich kurz vor 7 Uhr wach, ohne Wecker - wahrscheinlich war ich doch aufgeregt. Schon vor dem Frühstück versuchte ich, an der Rezeption Geld zu wechseln, leider ging es nicht. Aber die Bank gleich um die Ecke hatte ab 8.30 Uhr auf. Also frühstückten wir erst einmal. Der Frühstücksraum war orientalisch eingerichtet. Wir aßen an winzigen viel zu niedrigen Tischen und saßen auf dick gepolsterten Bänken - das war nicht gerade bequem, aber wie heißt es so schön: "Andere Länder andere Sitten". Wir werden uns daran gewöhnen.
Das Buffet war, wie wir später feststellen mussten, für marokkanische Verhältnisse üppig: Tomaten, Oliven, Gurken, Butter, Baguette, Pfannkuchen, Marmeladen, Schmierkäse und eine magere Wurst.
Auf der Bank nun brauchten wir länger als gedacht. Der Umtausch war sehr aufwendig, unsere Pässe wurden kopiert und dann mühsam der Kurs erfragt. Brigitte wurde schon nervös, denn schließlich wollte unsere Gruppe zur Besichtigung der großen Moschee Hassan II aufbrechen. Aber wir waren rechtzeitig im Hotel zurück, unsere 200 Euro waren in 2160 Dirham gewechselt, und wir hatten sogar schon die ersten Schritte in der vom morgendlichen Berufsverkehr fast überlasteten Stadt getan. Hier war sie nicht besonders schön, ganz anders die große Moschee von Casablanca.
Sie ist weit ins Meer hinein gebaut. Die Anlage ist eindrucksvoll. Entlang der vielen Nebengebäude nähern wir uns der eigentlichen Moschee, sie wurde erst 1993 fertiggestellt, ist aber im traditionellen maurischen Stil errichtet - allerdings ausgestattet mit modernster Technik. Das quadratische Minarett gilt als das höchste der Welt und ist mit grünlichen Keramik-Mosaiken kunstvoll dekoriert.
Auch Nicht-Muslime können die Moschee gegen 120 Dirham Eintritt außerhalb der Gebetszeit mit einer Führung besichtigen.
Ausgestattet mit einem Pepper und einer Plastiktüte für die Schuhe, die wir natürlich bei der Besichtigung des Gebetsraumes, - oder muss ich sagen, der Gebetshalle? - ausziehen mussten.
Die wunderbare auf verzierten Säulen ruhende Decke besteht aus geschnitzten Zedernholzkassetten. Das ganze Dach läßt sich aufschieben, so dass Sonnenlicht den Raum erhellt. Wir waren zu früh am Morgen hier, so lag der Gebetssaal im Halbdunkel, denn obwohl mit Sparlampen bestückt, waren von den prachtvollen Leuchtern aus Muranoglas nur wenige eingeschaltet.
Zwischen zwei Gebetsteppichen teilt ein bei unserer Besichtigung leeres Wasserbecken den Raum. Die kunstvolle Mosaikverkleidung des Bodens wird durch mehrere Glasböden unterbrochen, durch die man in die unterirdischen Hammams sieht. Obwohl der Gebetsraum mit seiner handwerklich hervorragend gearbeiteten Ornamentik eindrucksvoll ist, wirkt er auf mich kalt. Vielleicht fehlen einfach die 25000 betenden Menschen. Sollte der Innenraum nicht ausreichen, so haben noch 45000 Gläubige auf dem Vorplatz Platz.
Mit der Besichtigung der Moschee und einem kurzem Fotostop vor "Ricks -Cafe" endete unsere Besichtigung von Casablanca, und wir machten uns mit unserem Bus über die Autobahn auf nach Rabat.
Utes Vorschlag, die Besichtigung in Rabat mit einem Führer zu beginnen, fand die Zustimmung der Gruppe. So stand um 14.00 Uhr Abdessamat in der Halle unseres Hotels. Er spricht sehr gutes Deutsch, kennt die Wachen am Palasttor, so dass Mohammed, unser Fahrer, mit dem Auto in das mehrere Hektar große Palastareal fahren durfte.
Der Palast ist nicht zu besichtigen, in gebührenden Abstand darf die Palastwache in ihren roten Uniformen fotografiert werden. Der Palastbereich ist eine eigene Stadt, nachts verschlossen und frei vom normalen Autoverkehr, was die großen breiten Straßen etwas unsinnig erscheinen lässt. Mit Moscheen, Schulen, Kindergärten, Sportplätzen, Wohnungen und Einkaufmöglichkeiten werden den Angestellten außer der Arbeit auch besondere Privilegien geboten, die sie loyal gegenüber ihrem König machen.
Ganz anders und viel entspannender nach der organisierten Pracht war der Spaziergang durch die Nekropole Chellah. Unter wild wachsenden Pflanzen verstecken sich Reste alter Römerbauten, verfallene Moscheen und ungepflegte Grabhäuser. Dieses ummauerte Paradies ist von Störchen in Besitz genommen worden, die klappernd in ihren Nestern auf den Bäumen und Ruinen sitzen.
Schon von Weitem leuchtet das große grüne Dach des Mausoleums für Mohamed V. Die Tore in der alten ockerfarbenen Mauer werden von Soldaten in leuchtend roten Uniformen auf stattlichen Pferden bewacht.
Das weiße Mausoleum steht hoch über dem Platz. Wie viele marokkanische Familien stiegen wir die breite Marmortreppe hinauf, vorbei an den großen fein gearbeiteten Lampen aus goldfarbenen Metall. Von oben ist der Blick über den Platz mit den Säulenstümpfen hinüber zum Wahrzeichen der Stadt, dem alten unvollendeten Hassanturm und weiter über die Stadt sehr schön. Im Innern betraten wir das Monument auf einer umlaufenden Galerie. Auf dem glänzenden blauen Steinfußboden steht der weiße Marmorsarg Mohamed V. Die kleineren Särge in den Ecken beachten wir kaum, eher den an der Mosaikwand auf einem Teppich sitzenden Iman, der aus dem Koran vorliest.
Unsere Führung endete nach einem kurzen Gang durch die Gassen der Medina im Kaffee Maure bei einem Pfefferminztee. Von der schönen Terrasse genossen wir den Blick über den Fluss Bou Regreg hinüber nach Salé, der Schwesterstadt von Rabat. Einen längeren Spaziergang durch die Altstadt werden wir morgen machen. Für heute ist unser Bedarf an Neuem gedeckt und wir sind froh, am Abend gemeinsam mit anderen Mitreisenden bei unser ersten marokkanische Tajine und einem marokkanischen Rotwein den aufregenden ersten Tag in Marokko beschließen zu können.
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