8. April 2011

Heute mussten wir keinen Wecker zu stellen, wir wollten erst um 12 Uhr starten.
Es war also nach dem Frühstück Zeit, allein auf Entdeckungsreise in Rabat zu gehen. Durch die gestrige Stadtführung hatten wir einen guten Überblick und liefen zielstrebig von unserem Hotel "Balima", das gegenüber dem Parlament liegt, auf der breiten Straße Mohamed V zur großen Stadtmauer.
So früh am Morgen öffneten die Geschäfte unter den Kolonaden gerade, nur wenig Leute waren unterwegs, und wir konnten uns ohne Gedränge die Angebote anschauen
Auf dem Rückweg zum Hotel dagegen mussten wir aufpassen, den vielen Straßenhändlern nicht auf Ihre "Verkaufsflächen" zu treten. Sie boten unzählige Mengen an Klein- und Klingelkram an, jeder versuchte ein bisschen Geld zu verdienen.
Gegenüber der Hauptstraße gab es nur ein kleines Tor in die Medina. Wir überquerten mutig die viel befahrene Straße, kletterten über die Baustelle für die neue Straßenbahn und tauchten hinein in den Trubel des Souks. Vor einem Stand mit Lebensmitteln blieben wir fasziniert stehen und staunten über das riesige Angebot der uns größtenteils unbekannten Waren, als uns eine junge Marokkanerin ansprach. Nach einem kurzen Gespräch, zu dem wir alle drei unsere bestes Englisch hervor kramten, lud sie uns zu einem Kaffee in ihre Wohnung ein. Wir zögerten kurz, verließen uns dann aber auf unser Bauchgefühl und gingen mit ihr durch enge Gassen und schmale Stiegen empor in ihre Wohnung. Für marokkanische Verhältnisse ist es erstaunlich, dass eine junge Frau allein in einer Wohnung mit einer winzigen Küche, einer Toilette und einem kleinen Zimmer wohnt. Es gab in der ärmlichen Wohnung kein Fenster, vor drei Holzrosten mit dicken Kissen stand ein kleiner Tisch, auf dem uns der Kaffee in hübsch verzierten Porzellantassen serviert wurde. Es war eine kleine Tüte Instantkaffee für alle drei Tassen, den sie in heißer Milch auflöste. Wir waren schon sehr erschüttert, es war eine sehr einfache Art zu leben, aber Hayat war mächtig stolz, hier allein wohnen zu dürfen. Leider hatten wir nicht viel Zeit und mussten uns schneller verabschieden als es höflich gewesen wäre. Etwas verlegen waren wir schon, denn wie sollten wir uns für die Gastfreundschaft erkenntlich zeigen? - Geld wollte sie nicht annehmen.
Schnell liefen wir Richtung Hotel. Wir hörten die Sprechchöre schon, ehe wir den disziplinierten Zug der Demonstranten auf der Hauptstraße sahen.
Problemlos erreichten wir unser Hotel und konnten nun von unserem Zimmer aus die Lage weiter beobachten. Es schien alles friedlich zu verlaufen, auch die Polizei rechnete nicht mit größeren Ausschreitungen, denn es gab nur einen Polizeiwagen in einer Nebenstraße.
Wir brachen pünktlich um 12 Uhr auf und fuhren nach Norden durch eine saftig grüne Landschaft vorbei an Apfelsinenplantagen. Es war sehr heiß und so kam es uns gerade recht, dass überall frisch gepresster Orangensaft angeboten wurde.
Dann ging es hinauf ins Rif-Gebirge bis wir Chefchaouen, die blau-weiße Stadt, erreichten.
Unser Hotel Madrid war ein altes Haus an der Stadtmauer. Über schmale Stiegen ging es in unser Zimmer, das ein Traum von Rosa war.
Zeit zum Duschen hatten wir nicht, denn Ute hatte einen kleinen Spaziergang in die Stadt vorgeschlagen, und wir wollten mit. Allerdings entpuppte sich der kleine Spaziergang als Klettertour. Chefchaouen liegt an einem Berghang, und wir wollten zu einer Quelle oberhalb des Ortes.
Oben angekommen erwartete uns eine Überraschung, das Wasser der Quelle sammelte sich zwischen Felsen zu einem großen Wasserbecken. Hier war der Waschplatz der Stadt. Große Teppiche wurden von Frauen mit den Füssen gewalkt, die kleineren Teile in einem der Waschhäuser geschruppt. Dazwischen turnten die Kinder im Wasser und auf den Steinen, während die Männer das Treiben kritisch von oben betrachteten. Zurück zum Hotel gingen wir durch die verschlungenen Gässchen der Altstadt. Bei dem herrlichen Wetter wirken die blau-weiß gestrichenen Häuser heiter. Wir konnten uns nicht vorstellen, dass es in der letzten Woche hier noch Schnee gab. Alle Straßen führten auf den zentralen Platz vor der Kasbah.
Allmählich war es dunkel geworden, der Platz war wunderschön beleuchtet, aber leider waren die vielen Restaurants sehr voll. Etwas abseits gelegen fanden wir dank der Hilfe unseres Fahrers Mohammed auf einer Terrasse ein angenehmes ruhiges Plätzchen zum Essen.
Da wir auch morgen noch in Chefchaouen sein werden, konnten wir den Abend genießen. Wir probierten an einem der vielen Stände Schnecken mit würziger Soße - sehr lecker!! - und zogen schließlich, ausgestattet mit einer Tüte Mandeln, zum Hotel.
An Schlafen war allerdings nicht zu denken. Ute wusste, wo es Bier gab und so saß fast unsere ganze Gruppe in der gemütlichen Hotelecke, wir plauderten und lachten - es war ein schöner Abschluss eines schönen Tages.
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