19. April 2011

Letzte Nacht hatte es geregnet. Der Staub war von den Blättern geputzt und die Luft herrlich frisch. Obwohl wir bis Quarzazate auf derselben Straße zurück fuhren, wirkte die Landschaft im Morgenlicht ganz anders. Die Sicht war klar, in der Ferne sahen wir die schneebedeckten Gipfel des Hohen Atlas. Wir fuhren entlang der Draa. Die grünen Blätter der Palmenoase entlang des Flusses bildeten einen schönen Kontrast zu den roten Felswänden und den Dörfern auf der anderen Seite der Straße.
Um 10 Uhr hielten wir in einem kleinen Marktort. Hier gab es keine Touristen, wir wurden von den Menschen offensichtlich als störend empfunden. Aber auch wir fühlten uns wie Eindringlinge in diese Welt - aber spannend war sie doch. So hätten wir auch gern von der Nomadenfamilie, die mit ihren vollbepackten Kamelen die Straße querte, im Foto festgehalten. Sie bot für uns eben ein buntes exotisches Bild .
Unser Fahrer Mohammed kaufte riesige Mengen an Obst und Gemüse. Wie wir bald merkten, war es Obst für seine Familie; denn er war von der befestigten Straße abgebogen und hielt nach einer Fahrt über staubige Pisten vor einem Berberhaus. Wir waren eingeladen und wurden von seinem Vater freundlich begrüßt. In ihrem Wohnzimmer, dessen Wände terrakottafarben gestrichen waren, nahmen wir auf den Kissen um zwei kleine Tische Platz. Nachdem uns Mohammed seine Mutter und seine Schwestern vorgestellt hatte, begann er mit der Teezeremonie. Die Frauen zogen sich zurück bis sie uns offensichtlich etwas verlegen die Teller mit dem Couscous servierten. In einem Berberhaus, bei einer Familie mit hausgemachtem Couscous überrascht zu werden, war für uns alle ein in Erinnerung bleibendes Erlebnis.
Nun war es nicht mehr weit bis zu unserem Hotel in Ait Ben Hadou.
Ait Ben Hadou ist das wohl eindrucksvollste Stampflehmdorf Marokkos. Es diente als Kulisse für Historienfilme. Erst als wir über die Sandsäcke den Fluss überquert hatten, bemerkten wir die andere Struktur des monumentalen Tores am Eingang der Stadt. Es wurde als Kulisse für den amerikanischen Spielfilm 'Sodom und Gomorrha' aufgebaut. Der Rest des Dorfes ist original. Es besteht aus vielen kleineren und größeren Häusern, die eng aneinander gedrängt an einem Hang kleben. An den Türmen sind die typischen Berberornamente eingeritzt oder es entsteht eine Verzierung durch unterschiedliches vermauern der Lehmziegel.
Wir hatten gehört, dass einige Häuser noch bewohnt sind und gegen ein kleines Entgeld besichtigt werden können. Das nutzten wir und begaben uns durch dunkle Gänge und über die steilen Steinstufen durch das spärlich eingerichtete Haus. Das Schönste war der eindrucksvolle Blick von der Dachterrasse über das Tal des Asif Mellah. Im Haus gab es nur einen mit einer Glühlampe erleuchteten Raum, neben der traditionellen Küche hatte die Familie eine moderne Küche, die uns der Hausherr stolz vorführte - was allerdings modern war, konnten wir nicht erkennen. Die Hühner und zwei Ziegen waren ebenfalls im Haus untergebracht, ein Lichtschacht sorgte dafür, dass der Tiergeruch abzog. Für uns war es kaum vorstellbar, dass die Familie hier wirklich wohnte - aber wer weiß.
Wir gingen durch die schmalen "Sträßchen" und steilen Treppen bis auf den höchsten Punkt des Dorfes. Andenkenverkäufer haben den Ort fest im Griff, dennoch war das Herumkraxeln in diesem von der UNESCO geschützten alten Lehmdorf für uns spannend. Erst als die Sonne schon fast untergegangen war, stiegen wir hinab ins Tal.
Zum Abendessen gab es zu unserem Hotel keine Alternative, so mussten wir uns mit der geschmacklosesten Suppe abfinden, die wir bisher in Marokko bekommen hatten - und teuer war sie auch noch!
große Bilder
06 07 08 09 10 11 12
13 14 15 16 17 18 19
20 21 22 23 24    






Reisekarte
für Probleme, Ideen, Kritik ist der webmaster von mewimedia zuständig