22. April 2011

Wir verließen Marrakesch um 8.00 Uhr ostwärts Richtung Essaouria, der Hafenstadt am Atlantik, die 2001 von der UNESCO in die Liste der Weltkulturgüter aufgenommen wurde. Sie ist nur 155 km von Marrakesch entfernt. Die Ausfallstraße zur N8 führt durch große Neubaugebiete, ist aber nicht so repräsentativ wie die N9, auf der wir nach Marrakesch hinein gefahren sind.
Wir fuhren auf der zweispurigen schnurgeraden Straße, die durch eine langweilige Landschaft führte, wären heute auf der linken Seite nicht die verschneiten Berge des Hohen Atlas zu sehen.
Allmählich aber verschwanden auch die Berge hinter den Wolken, es wurde trübe und fing leicht an zu regnen. Im Bus dösten wir alle so dahin, als Mohammed plötzlich stoppte. Wir schauten etwas irritiert auf den Straßenrand zu einem Baum, auf dem tatsächlich Ziegen standen - genauso, wie wir das auf einem Foto im Reiseführer gesehen hatten. Es war ein Arganbaum und findige Marokkaner, die offensichtlich die Reiseführerfotos kennen, haben für ihre Ziegen Plattformen auf den Zweigen konstruiert und kassieren für jedes Foto 2 Dirham.
Nun erst bemerkten wir überall die struppigen Bäume und ab und zu auch die Hinweisschilder auf Kooperativen, die Öle, Seifen und andere Pflegemittel für die Haut herstellen und verkaufen.
An einer dieser Kooperativen hielten wir an. Vor dem Eingang standen Säcke mit den Argannüssen. Sie müssen zwischen zwei Steinen aufgeschlagen und der weiche Kern geröstet werden, ehe er gepresst wird. Wir durften zusehen wie eine Reihe buntgekleideter Frauen auf Strohmatten sitzend die Steinmühlen mit dem konischen Oberteil und dem Holzgriff drehten und ganz langsam eine dickflüssige Paste herauslief. Es sind für drei Liter Arganöl 100 kg Arganfrüchte nötig. Verständlich wird nun, warum Arganöl auch so teuer ist. Ob wir nur einen Schauraum besichtigten oder ob jeder Tropfen Öl noch heute ausschließlich in dieser aufwendigen Art hergestellt wird, weiß ich nicht, interessant war es auf jeden Fall
Nun waren es nur noch 20 km bis wir von einem hoch gelegenen Parkplatz hielten und den wunderschönen Blick über die weiße Stadt am Meer genossen.
Unser Hotel liegt direkt in der Medina. Die ummauerte Innenstadt ist für den Autoverkehr gesperrt, so mussten wir vor dem Bab Al-Minzah austeigen, unser Gepäck wurde auf Handkarren geladen und wir gingen entlang der inneren Stadtmauer bis zu unserem Hotel Souiri. Natürlich hat das alte Hotel keinen Fahrstuhl und auch kein Personal, wir schleppten unsere Koffer die schmale Treppe empor in unser Zimmer. Wir hatten Glück, aus unserem Fenster konnten wir in einen netten kleinen Hof blicken - andere schauten nur auf eine kahle Wand .
Ich war, wie immer, wenn ich in eine unbekannte Stadt kam, unruhig und musste sofort auf Entdeckungstour gehen. Brigitte wollte sich noch ein wenig entspannen, sie war noch nicht angekommen. Es war das erste Mal, dass wir in diesem Urlaub getrennt herumliefen. So wurden wir immer, wenn uns einer unserer Mitreisenden begegnete und das war unvermeidlich in der kleinen Stadt, gefragt, ob es der Anderen nicht gut gehe.
Obwohl in Essaouiras Altstadt alle Straßen gradlinig verlaufen, muss ich gestehen, dass ich die Orientierung verloren hatte. Anfangs lief ich durch die große Straße, die sich quer durch die Medina zieht. Unter Rundbögen, die abends mit Türen verschlossen werden können, haben sich Händler eingerichtet. Teilweise waren es die üblichen Stände mit Tüchern, Schuhen und Schmuck, aber auch Bäcker, Obsthändler und Metzger hatten hier ihre Geschäfte. Manche präsentierten richtig elegant ihren edlen Silberschmuck, ihre ausgefallenen Keramiken und ihre wunderbaren süßen Kekse und Törtchen. An ihnen kam ich natürlich nicht vorbei, ohne zu kaufen. Ich bog ziellos in die kleinen Gassen, ging durch alte Torbögen und über kleine Plätze, auf denen die Kinder spielten. Da es hier keine bunten Stände gab, war der marode Zustand der meisten Häuser nicht mehr zu übersehen.
Schließlich stand ich vor der Bastion Nord, einer wehrhaften Anlage, die die Stadt zum Atlantik hin abgrenzt. Ich kletterte hinauf und stand auf einer breiten Terrasse und genoss den wunderbaren Blick über das Meer und die vorgelagerten Inseln. Entlang der Befestigung erreichte ich den Hauptplatz, den Place Moulay el Hassan, mit seinen Straßenrestaurants.
Auf der Kaimauer saßen die großen Möwen, immer bereit, sich auf die Fischreste, die beim Ausnehmen und Reinigen des Fanges übrig blieben, zu stürzen. Nun kam ich auch zu dem Hafen mit den kleinen blauen Fischerbooten, der auf allen Prospekten von Essaouria abgebildet ist. Der eigentliche Fischerhafen ist viel größer. Vor dem Hintergrund der mächtigen Festungsmauer liegen hier die Fischfangkutter mit Masten und richtigen Steuerhäusern, davor eng aneinander die kleinen Fischerboote.
Es stieg mir der Geruch von gegrillten Fischen in die Nase. Jetzt gegen Abend hatten die vielen Fischstände geöffnet. Gut präsentiert lockten die frischen Fische die Touristen. Zu welchem Stand man ging, war egal, überall suchte sich der Gast die Fische aus, sie wurden gewogen, gegrillt und dann mit Salat serviert.
Ich bekam Appetit, aber allein?
Also ging ich zum Hotel zurück, traf dort Brigitte, die gerade von ihrer Entdeckungsreise zurück war. Sie hatte auch Lust auf frischen Fisch und so testeten wir einen der Stände. Leider waren die Dorade und die Garnelen zu stark gegrillt und etwas trocken - nun ja, wir haben es trotzdem genossen.
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