20. April 2011

Die Strecke zwischen Ait Ben Hadou und Marrakesch ist nur 180 km lang. Aber die N9 verläuft durch eine unwirklich schöne Landschaft. Vor uns sahen wir die verschneiten Berge des Hohen Atlas.
Erst führte unser Weg oberhalb des Flusses entlang. Vor den braunroten Felsen der Berge waren die kleinen Ansiedlungen mit ihren lehmfarbenen Häusern kaum auszumachen, wären da nicht die saftig grünen Felder in ihrer Nähe - wieder dieser wunderbare Kontrast. Dunkelblaue Iris und roter Mohn sind Farbtupfer in dieser herrlichen Landschaft.
Wir mussten hinauf zum Pass. Die Berge sind tief zerfurcht und überwachsen mit graugrünen Flechten.
Je höher wir hinauf kamen, umso atemberaubender wurden die Ausblicke. Mit 2260 m ist der Tizi n Tichka einer der höchsten Pässe Marokkos. Trotz des heftigen Windes stiegen wir aus unseren Bus. Hier auf der kahlen Höhe stehen viele Andenken"buden" und fliegende Händler suchen ihr Geschäft zu machen. Sie bieten die tollsten Mineralienkreationen in allerneuester Farbe an. Die knallroten, goldorangefarbenen und neongrünen Galenitwürfel in Achatgeoden, sahen aus, wie nicht von dieser Welt - waren sie echt? Jedenfalls waren sie teuer.
Nun fuhren wir hinab, kamen in die Ebene mit Oliven- und Eukalyptusbäumen. In den Pinienwäldern gab es eingezäunte Jagdgebiete, wir näherten uns Marrakesch.
Die Einfahrt in die Stadt war allerdings eine Überraschung für uns. Die Seiten- und der breite Mittelstreifen der Allee waren bepflanzt wie ein herrlicher Park. Kleine Bäume wechselten sich mit bunten Blumenrabatten ab. Dazwischen standen berankte Pavillons. Nun war uns klar, wir kamen in die luxuriöse Neustadt von Marrakesch mit den exklusiven Hotels, die es überall auf der Welt gibt. Unser Hotel, das Residenz-Hotel Gomassine liegt in einer viel befahrenen Straße in Gueliz, es hat keine hübsch bepflanzte Auffahrt, aber eine kleine Straßenterrasse. Es ist sauber und ansprechend eingerichtet.
Ute hatte für heute Nachmittag wieder einen Stadtführer organisiert. Er führte uns als erstes zum Koutoubia-Moschee aus dem Jahre 1158. Das rechteckige Minarett wird durch übereinander stehende goldene Kugeln und einem Galgen gekrönt. Die Symbolik der Kugeln ist nicht bekannt, der Galgen aber diente als Halterung für die grüne Fahne, die freitags und an anderen Feiertagen gehisst wurde, um zum Gebet zu rufen.
Danach wurden wir zu den Saadiergräbern geführt. Hier mussten wir uns in eine lange Schlangen einreihen, um einen Blick in den prunkvollen Raum der zwölf Säulen zu werfen. Vier Sultane und mehr als 62 Angehörige aus der Dynastie der Saadier ruhen in der 1917 wiederentdeckten Nekropole. Die Mausoleen stehen in einem schönen Garten, sie sind aus prächtigen Carrara-Mamor bebaut und mit andalusisch anmutendem Mosaik- und Stuckwerk verziert. Den Weg durch den Souk vorbei an den Händlern und einem kurzen Blick in die Medrasa Ben Youssef legten wir schnell zurück. Das Treiben im Souk hatten wir in Fes ausgiebig genossen, in Marrakesch war es noch lauter und enger. Neben Massen von Touristen war das Mofa hier eines der wichtigsten Verkehrsmittel. Vom berühmtesten Tor in der Mauer um Marrakesch, dem Bab Aguenaou, fuhren wir zurück ins Hotel.
Jetzt lernten wir die Lage unseres Hotels zu schätzen, denn wenige Meter entfernt fährt der Bus Nummer 1 direkt zum bekanntesten Platz der Stadt, dem Djemaa el Fna, dem Platz der Genüsse oder dem Platz der Geköpften.
Als unsere kleine Gruppe ankam, waren die Gaukler, Zauberer, Schlangenbeschwörer, Artisten und Hennamalerinnen gerade dabei ihre "Stände" aufzubauen. Die langen Tische mit den weißen Plastiktischdecken vor den vielen open air "Restaurants" waren noch frei, aber wir Touristen wurden doch schon fleißig animiert, Platz zu nehmen. Dem noch einsam herumstehenden buntgekleidete Wasserverkäufer wechselte Agnes Euromünzen in Papiergeld, so kamen wir dann zu einem kostenlosen "Wasserträgerfoto".
Inzwischen waren wir durstig und zogen uns auf die Terrasse eines der umliegenden Cafés zurück. Von hier aus beobachteten wir das Treiben, bewunderten die geschickt über den Platz fahrenden grünen Galeschen und fotografierten - alles total entspannt bei einem erfrischenden Glas Pfefferminztee.
Der Platz wurde allmählich etwas voller, die Rauchwolken von den offenen Grillstellen stiegen in unsere Nasen, und wir merkten, dass wir Hunger bekamen. Je nach Geschmack suchte sich jeder den richtigen Stand, es wurde alles angeboten von Pizza über Fleisch bis Fisch. Wir setzten uns an einen kleinen Stand, bestellten Auberginen mit Fisch und schauten etwas irritiert, wie die fleißigen Hände der Köche die Speisen in die Schüsseln füllten. Nur die obligatorischen Pommes frites mussten sie mit einem Schöpfgerät aus dem heißen Fett nehmen. Es schmeckte alles sehr lecker und unser Stand war so gut von Marokkanern besucht, dass wir uns wohl um unsere Gesundheit keine Sorgen zu machen brauchten.
Nach dem Essen setzte die Müdigkeit ein, aber ein wenig wollten wir uns doch noch auf dem Platz umschauen, vielleicht sogar mit Henna bemalen lassen. Doris nahm dann tatsächlich ein günstiges Angebot an. Das Werk der jungen Frau sah sehr schön aus. Als am Ende der erstgenannte Preis bei Weitem überschritten wurde, setzte Doris "Berbermentalität" ein und tatsächlich zahlte sie unter den wilden Verwünschungen der Malerin nur die vereinbarte Summe.
Da wir nicht genau wussten, wo der Bus zu unserem Hotel abfuhr, beschlossen wir das "kleine" Stück zu laufen. Wir mussten nur auf dem Mohammed V Boulevard entlang laufen. Es war erheblich weiter als gedacht, aber wir kamen schließlich müde von dem weiten Fußweg und dem anstrengenden Tag in unserem Hotel an. Selbst zu ein letzter Drink auf der Terrasse reizte uns nicht mehr.
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