11. April 2011

Heute hätten wir spät aufstehen können und richtig ausschlafen. Aber uns erwartete das Abenteuer, uns in den Souks von Fes allein zurecht zu finden.
Unser Hauptziel waren die Gerber. Grob hatten wir uns die Soukkarte angeschaut und uns vorgenommen, nicht von breiten Hauptwegen abzuweichen. Tatsächlich schafften wir es schnell, vorbei an der Kairaraouine Moschee bis zum Place Seffarine, dem Platz der Kessel-, Kupfer- und Messingschmiede. Schon am frühen Morgen wird hier rundherum gehämmert und geklopft, dennoch ist dieser Platz für mich der Schönste, vielleicht wegen des riesigen Baumes in seiner Mitte - übrigens der einzige, den ich im Souk gesehen habe.
Nun konnte es nicht mehr weit sein bis wir die alte Steinbrücke über den Oued Fes erreichen. Zu den Gerbern geht es am Fluss entlang, allerdings waren wir unsicher , auf welcher Seite des Flusses wir gehen mussten. Also hieß es fragen, und wenn man in Marokko jemanden fragt, bekommt man sofort einen Begleiter. Wir hätten eigentlich nur dem fürchterlichen Gestank nachgehen müssen, so aber wurden wir ohne Umwege ins Gerberviertel geführt. Natürlich wollte uns unser selbstloser Führer zu einem seiner "Freunde" ins Ledergeschäft schicken. Aber Ute war dabei, und sie hatte sich gemerkt, dass wir gestern ins Haus 16A gegangen waren, und so landeten wir wieder auf der Terrasse des Ledergeschäftes oberhalb der Gerbereien.
Von hier oben hatten wir nun den richtigen Blick auf die ihrer schweren Arbeit, dem Gerben und Färben von Leder, nachgehenden Menschen ohne allzu sehr dem beißenden Geruch ausgesetzt zu sein. Ein bisschen pervers ist es schon, hier oben zu stehen, zu gaffen und Fotos zu machen, während andere sich ihre Gesundheit ruinieren - aber was wäre für den Touristen Fes ohne die farbigen Bilder aus dem Gerberviertel.
Unsere nächste Aufgabe bestand nun darin, dem verkaufsorientierten Mitarbeiter des großen Lederwarengeschäftes klar zu machen, dass wir die Terrasse nutzten, ohne etwas kaufen zu wollen.
Auf dem Rückweg mussten wir unbedingt durch die Kisseria, dem Souk für Textilien. Ich hatte gestern eine Jelaba gesehen und die wollte ich als Andenken mitnehmen . Tatsächlich, ich habe den Verkaufsstand wieder gefunden, und das Traumkleid nach intensivem Handeln wahrscheinlich immer noch zu teuer gekauft.
Heute genossen wir den Gang vorbei an den vielen Lädchen, schauten uns die bunten Babuschen an, bewunderten die schönen Metalllampen, freuten uns über die kräftigen Farben der Tücher und waren erstaunt über die kostbaren Kaftane, die hier angeboten wurden. Was uns nicht klar war, wie Frau hier ein solches Kleidungsstück ersteht, denn zum Anprobieren sahen wir keine Möglichkeit.
Inzwischen hatten wir uns auch an den Schrei "attention, attention" gewöhnt, der uns immer wieder zwang für vollbepackte Esel, überladene Handkarren oder Lasten tragende Menschen Platz zu machen. Das bunte Gewirr in den Gassen fing uns an, Spaß zu machen. Wir beobachteten verschleierte Frauen beim Einkauf, einige junge Mädchen in Jeans mit farbigen elegant gebundenen Kopftüchern. Die Mehrzahl der Frauen aber trug eine Jelaba und dazu ein passendes Kopftuch.
An den Essständen allerdings sahen wir nur Männer, aber für uns war es kein Problem, dort unser Mittagessen einzukaufen: Es gab eingerollt in eine Art Pfannkuchen gegrilltes Hühnerfleisch mit Tomatensoße, dazu natürlich die obligatorischen Pommes frites (die gibt es hier zu fast jedem Essen).
Nach einer kurzen Pause im Hotel machten wir uns zu viert auf nach Fes el Jdid. Wir wollten einen Blick auf den Königspalast werfen und dann in die Mellah, dem einstigen jüdischen Viertel, gehen.
Dazu mussten wir erst den Souk von Fés el Jdid durchqueren. Eigentlich hatten wir für heute genug Souk gesehen, mussten dann aber feststellen, dass dieser hier erstens viel preiswerter und außerdem das Warenangebot ganz anders ist. Es wird viel europäische Kleidung angeboten und der Buchständer, den Ute in Fes el Bali für 100 Dirham hätte kaufen können, erwarb sie hier für 35 Dirham. Auch das Obst, das wir vor dem Bab Semmarin kauften, kostete nur die Hälfte des Preises, den wir am Vormittag gesehen hatten. Übrigens, bei Lebensmitteln wird nicht gehandelt.
Nach einem kurzen Blick auf das Haupttor des Königspalastes, auf das eine gerade breite mit Palmen bepflanzte Straße führt, suchten wir in dem Straßengewirr der Mellah die Synagoge. Niemand schien zu wissen, wo das jüdische Gotteshaus zu finden ist. Schließlich landeten wir in einer kleinen dunklen Gasse und wurden dort zur Besichtigung der Synagoge eingeladen. Sie bestand aus einem ärmlicher Raum, mit dem Schrank für die Thora und der Galerie, die bei der Andacht den Frauen vorbehalten war. Wir durften auf den Dachgarten steigen und konnten nun auf den alten jüdischen Friedhof blicken, für dessen Besichtigung wir am Anfang unseres Rundganges Geld zahlen sollten.
Auf dem Weg zurück wollten wir durch den Jardin de Boujeloud gehen, aber er war verschlossen, und so konnten wir nur durch die hohen schmiedeeisernen Tore in den schattigen Garten schauen. Also gingen wir an der Stadtmauer entlang bis zum Bab el Mahrouk, einem beeindruckenden trutzigen Stadttor, und dann mit kurzem Stopp zum Wasserkaufen zum Hotel.
Abends hatten wir keine Lust, das Hotel zu verlassen. Bei leckerem Essen und einer Flasche marokkanischen Wein im Hotelrestaurant konnten gemütlich unsere "Abenteuer Fes" ausklingen lassen.
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