04.  05.  06.  07.  08.  09.  10.  11.  12.  13.  14.  15.  16.  17.  18.  19.  20.  21.  22.  23.  24.  25.  26.  27.  28. 
zur Karte


Wieder hieß es früh aufstehen. Um 8 Uhr fuhren wir mit einem "Drachenboot" den Parfümfluss hinauf. Die Drachenboote sind touristische Boote, deren Bug mit zwei bunt angemalten Drachen mit furchterregenden Gesichtern aus Metall geschmückt ist. Ansonsten haben sie eine Plattform, auf der spielt sich offensichtlich das ganze Familienleben ab. Unser Boot steuerte der Mann, während seine Frau und zwei Kinder damit beschäftigt waren, uns Souvenirs und Kleidung anzubieten - was ihnen auch gelungen ist. Dennoch haben wir die Fahrt genossen, das Wetter war hier im Süden wärmer als wir es aus Hanoi gewohnt waren.
Von Weitem schon sahen wir den siebenstöckigen achteckigen Turm der Thin Mu Pagode. Wir kletterten die Stufen hinauf bis zu dem Pavillon mit der zwei Tonnen schweren Bronzeglocke. Es heißt, man könne sie über eine Entfernung von zehn Kilometern hören. Bei unserem Besuch blieb sie leider stumm. Bevor wir in das große Areal rund um die Pagode kamen, bestaunten wir die wunderschön verzierten Giebel. Filigran und in zarten Farben heben sich die Drachenfiguren gegen den leider so früh am Morgen noch grauen Himmel ab.
In die prächtig ausgestattete Pagode hinein zu gehen, scheuten wir. Wir wollten die Gläubigen nicht mit unseren neugierigen Blicken bei ihren Gebeten stören. Hier in dieser Pagode wird der Buddhismus gelebt. Davon zeugten die Zusammenkünfte der Mönche in dem großen schön gepflegten Park hinter dem Tempel.
Ehe wir zu den Kaisergräbern weiterfuhren, machten wir noch einen Stopp bei dem Haus eines Mandarins, das eingebettet in einer Gartenanlage zum Entspannen eingeladen hätte - wäre unsere Zeit in Hue nicht so begrenzt.
Die knappe Zeit war es auf der ganzen Reise, die uns oft daran hinderte, in die fremde Kultur richtig einzutauchen. So ging es uns auch auf dem riesigen Pinien bestandenen Areal, auf dem sieben Mausoleen für die Nguyen-Kaiser stehen. Die Kaiserdynastie herrschte von 1802 bis 1945, zuletzt als Marionette Frankreichs. Der marode Charme, den die prächtigen Grabmäler ausstrahlen, lässt noch immer die meisterhafte Architektur erkennen.
Zurück in das quirlige Hue vermisste ich die entspannende Ruhe, die die Umgebung der Kaisergräber ausstrahlt hatte. In einer Garküche am Straßenrand bekamen wir ein leckeres Nudelgericht, allerdings mussten wir uns sowohl die kleinen roten Plastiktische wie auch die Hocker selbst hinstellen. Die Pflasterung der Straße war uneben und so das Sitzen auf den etwa 25 cm hohen Hockern etwas wackelig. Das Essen war in Ordnung, bei der Preisberechnung hat der Garküchenchef mit uns wohl das Geschäft des Tages gemacht: 50.000 Dong, das sind knapp 2 Euro pro Person. Entlang des Parfümflusses gingen wir durch einen hübschen Park ehe wir dann durch eine enge Unterführung die weitläufigen Zitadelle betraten. Sich durch dieses Tor unter der dicken Mauer zu begeben war für uns wieder eine große Herausforderung, denn Motorroller von beiden Seiten, dazwischen ab und zu ein Auto, drängten uns dicht an die Wand. Aber nach wenigen Metern war es geschafft - schließlich hatten wir ja in Hanoi trainiert, mit dem Verkehr fertig zu werden.
Schon von Weitem wies uns der Flaggenturm der Zitadelle den Weg zum Haupteingang der Kaiserstadt. Die Anlage wurde während der Tet-Offensive stark beschädigt, aber inzwischen sind die Restaurationsarbeiten soweit fortgeschritten, dass wir den ehemaligen Glanz der Anlage erahnten. Als ich las, dass 1945 der letzte Kaiser in diesem Palast die Macht Ho Chi Minh übergeben hat, wurde mir, wie schon oft auf dieser Reise, die wechselvolle Geschichte Vietnams bewusst.
Bei meinem Rundgang durch die Bauwerke der Kaiserstadt, zu der auch der innere Teil, die Verbotene Stadt, gehört, fühlte ich mich an Peking und die Verbotene Stadt erinnert. Der Thai Hoa Palast, der Palast der höchsten Harmonie, wurde hervorragend restauriert. Im Thronsaal saß der Nguyen-Kaiser bei Audienzen und Festen auf seinem prächtigen Thron.
Wir entdeckten jenseits des Grabens um die Kaiserstadt ein schönes Gebäude, das sich als Restaurant erwies. Bei Kaffee Saigon, einem Kaffee mit Crash-Eis, einem Bier und einem Kaffee, der nicht durch den üblichen Tassenfilter laufen wollte, saßen wir zu dritt auf der Terrasse und betrachteten die kaiserliche Anlage ganz entspannt von oben.