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Nachdem sich unser ehemaliger vietnamesischer Reiseleiter etwas link verabschiedet hatte, setzten wir nun die Reise bis zur Grenze nach Kambodscha mit Josef fort. Josef ist jung und sehr aufgeschlossen. Er spricht ein einfaches gut verständliches Englisch, und wir erfuhren endlich mehr über das Leben in Vietnam. Wir besuchten die Tunnel des Vietkong bei Cu Chi. Der Rundgang begann in einem Informationszentrum, in dem an Hand von Grafiken das mehrstöckige Tunnelsystem beschrieben wird.
Obwohl die Tunnel zum Teil für Touristen erweitert sein sollen, bestätigten einige Unternehmungslustige unserer Reisegruppe, dass die Tunnel sehr eng und natürlich stockfinster sind. Sie waren durch ein schmales Loch in einen Tunnel gestiegen und verschlossen den Eingang mit einem Deckel, der mit Blättern und Moosen vom umliegenden Waldboden bedeckt wurde. Einige Meter weiter tauchten sie dann über eine richtige Treppe wieder auf.
Ich fand den Abstecher zu den Tunneln zwar interessant, aber sehr makaber, zumal auch noch an vielen Plätzen Figuren in Vietkong-Uniformen aufgestellt waren. Am Ende der Führung zeigte man uns schreckliche Fallen. Ich verstehe, dass der Vietkong nur mit List die starke Armee der USA besiegen konnte, aber nicht, dass daraus eine touristische Attraktion und ein Spielplatz für Abenteurer gemacht wurde. Ebenso unverständlich ist der Schießplatz auf der Anlage, auf dem Schießwütige zum Vergnügen herumballern können.
Einen krassen Gegensatz zu den Tunneln bildete der Cao Dai Tempel, der 96 km entfernt von Saigon liegt und unser nächstes Ziel war.
Er ist das religiöse Zentrum des Caodeismus. Nie davon gehört? Ich auch nicht. Vietnam und seine Religionen sind schwierig zu verstehen. Sie sind eine Zusammensetzung verschiedener Glaubensrichtungen. So wurden der Mahayana-Buddhismus mit dem chinesischen Konfuzionismus und dem Taoismus zum Tam Giao verbunden. Den wiederum interpretierte Ngo Van Chieu neu und verband ihn mit Aspekten des Katholizismus zum Caodeismus. In einer Vision war ihm das allsehende göttliche Auge erschienen, das heute als Symbol über allem steht. Merkwürdig erscheint mir, dass die Priester in spiritistischen Sitzungen Kontakt mit sogenannten Schutzheiligen aufnehmen, zu denen Johanna von Orleans, Louis Pasteur und Charlie Chaplin zählen. Inzwischen soll es mehr als drei Millionen Gläubige geben. Wir durften den täglichen 12 Uhr Gottesdienst als Zuschauer miterleben. In der großen farbenfroh ausgestatteten Halle knieten in wohlgeordneten Reihen die weiß gekleideten Gläubigen. Es war ein bisschen peinlich, mit Fotoapparat und Kamera einzufangen, mit welcher Inbrunst und Ernsthaftigkeit der Andacht gelauscht wurde. So bunt wie im Innenraum ist der Tempel auch von außen. Es ist ein riesiger schriller Prachtbau - eine merkwürdige Mischung aus asiatischer und europäischer Baukunst. Er ist das Zentrum einer weitläufigen Anlage, in der offensichtlich auch ein Teil der Gläubigen wohnt.
Trotz der anstrengenden Rückfahrt nach Saigon gingen wir noch in die Stadt. Schließlich hatten wir uns gestern noch vier Ziele vorgenommen.
Das erste hieß: Kuchen essen, und zwar in dem Café, in dem wir gestern Abend unser Bier getrunken hatten. "Unser Vietnamese" liegt in der Le Thanh Ton fast an der Ecke Nguyen Truc etwas versteckt hinter einem internationalen Hotel.
Danach mussten wir unbedingt in den 52. Stock des Bitex-Towers. Um keinen Eintritt zu zahlen, sagten wir einfach, wir wollten in die Bar. Das funktionierte, und bei einem Gläschen Rotwein genossen wir den Blick über Saigon.
Als drittes hatten wir uns vorgenommen, in einem Garten-Grillrestaurant zu Abend zu essen. Wir bekamen auch einen Platz. Unsere Speisen mussten wir auf dem im Tisch eingelassenen Grill selbst zu bereiten. Alles war sehr lecker.
Nach dem Essen war es spät genug, um in das Jazzlokal zu gehen, das Erika in ihrem Reiseführer gefunden hatte. Ru Rung und seine Mannschaft spielten abwechslungsreich und mitreißend - ein schöner Ausklang für unseren Saigonaufenthalt.